In der Haupthalle des Bundesgerichtes in Lausanne waren 2018 Verkleidungsplatten aus Naturstein abgestürzt, was ein umfangreiches Sanierungsprojekt auslöste. Im letzten Jahr wurden die Innenfassaden des Hauptgerichtssaals mittels Notmassnahmen gesichert. Das hierfür angewendete Verfahren brachte gute Erfahrungen und konnte damit als Prototyp für die Ertüchtigung des gesamten Gebäudes angewendet werden. Aus terminlichen Gründen war die Münsterbauhütte nicht in der Lage, die Arbeiten selber durchzuführen. Hingegen konnte das Planungsteam, bestehend aus Häberli Architekten AG und Hartenbach & Wenger AG, viele im Hinblick auf die praktische Umsetzung notwendige Hinweise für die Submission und Unternehmerwahl liefern. Peter Völkle arbeitete tatkräftig bei den Ausschreibungsgrundlagen für die bevorstehende Gesamtrenovation auf Basis der beim Hauptgerichtssaal gemachten Erfahrungen mit. Anhand von Bemusterungen und Prüfkörpern wurde ein Handbuch mit präzisen Hinweisen über die vorgesehene Ausführung erstellt. Da die eigentlich vorgesehene Unternehmerinformation in der Bauhütte aufgrund Corona nicht stattfinden konnte, wurden einzelne Arbeitsschritte mit kleinen Videos dokumentiert.
Nach der Vergabe wurde mit Mitarbeitern der ausgewählten Firma eine Schulung durchgeführt. Hierfür wurde in der Bauhütte ein Übungsmodell 1:1 nachgebaut, an welchem jeder Arbeitsschritt von den Bohrungen bis zu den Verklebungen demonstriert und geübt werden konnte. Der als Verkleidungsmaterial verwendete Serpentinit ist asbesthaltig und erfordert deshalb besondere Vorkehrungen bei der Bearbeitung. Auch das Bohren durch die Verkleidungsplatten aus Kalkstein und den dahinter liegenden Hohlraum bis in den Betonkern der Struktur musste eingeübt werden, ebenso das anschliessende Ausblasen der Bohrung, sowie das Einführen eines Röhrchens zum Einfüllen von Epoxyd-Harz. Mit diesen Massnahmen konnte eine zuverlässige Absturzsicherung für alle Platten sichergestellt werden.
Die zur Befestigung verwendeten Dübel wurden in der Oberfläche versenkt und die dabei entstehenden Vertiefungen mit einem feinen Mörtel verfüllt. Die auf diese Weise entstandenen Löcher in den polierten Kalksteinplatten wurden zum Abschluss durch die RestauratorInnen der Berner Münster-Stiftung retuschiert – angesichts der polierten Oberflächen kein einfaches Unterfangen! Diese Massnahme betraf ca. 5000 Löcher mit einem Durchmesser von 12 mm.